Der Zähler und der Monolith

von Wolf Welling

Der Auftrag

Ich hatte dem Amt erklärt, dass dies mein letzter Auftrag sein würde. Schließlich hatte ich im Alter von einhundertzwanzig Jahren meine Pensionsgrenze erreicht. Irgendwann ist es mal genug.

      Es ging in diesem Fall um Folgendes: Ich sollte das merkwürdige Verschwinden einer ganzen Kolonie auf dem Planeten Monolithos aufklären. Dort seien Gebäude, Werkzeuge, Fahrzeuge, Sendemasten und so weiter, alles Materielle vorhanden, nur die Menschen seien verschwunden, »so um die dreihundert« (Ich hasse solche Ausdrücke wie »so um«, »circa«, »irgendwie«, »oder so« – alles Ausdrücke verschwommenen Denkens).

Noah, der Hammer und der Gott in der Maschine

von Marie Meier

Hubert reißt den Mund auf. Ein schwarzer Schlund gähnt mir entgegen, potenziell unendlich, jedoch mutmaßlich begrenzt durch seine Gaumenmandeln und seinen Rachen. An seinen Zähnen klebt Speichel, auf seiner Zunge sitzt weißer Belag. Ich hasse Hubert von Herzen, hasse ihn mehr als jeden anderen Menschen. Schwer ist das aber nicht, wenn es nur noch einen Menschen gibt.

Leseprobe aus # 42: Olaf Lahayne

 

 SCHWARMVERHALTEN

von Olaf Lahayne

 

Ginge es ruhiger her im Café d’Abeilles, so würde womöglich irgendwer das Knirschen, Knacksen und Knistern in der Decke noch rechtzeitig registrieren. So aber wird es übertönt vom Geplapper der Gäste, vom Geklapper des Geschirrs, vom Surren der Klimaanlage, vor allem aber vom Gejohle, das die gerade laufende Sportübertragung begleitet. Selbst als an einem Ecktisch auf das Kokos-Schoko-Eis eines Gastes einige Kalkbrösel niederrieseln, bleibt dies unbemerkt; es sind gerade noch der Geschmacks- und der Tastsinn des Eiskonsumenten, die sich mit seiner Mahlzeit befassen.